Tohoku

Projekt: 

Die nördlichste Region Honshus. Da ich ja bereits in Kyoto war und zwei Tage mehr Zeit hatte, als gedacht, habe ich beschlossen, den Norden zu erkunden.

11.08. Fukushima
Der Shinkansen nach Fukushima fuhr um 10.00 Uhr in Tokyo ab. 90 Minuten später war ich bereits angekommen. Erst einmal dem Rucksack in ein Schließfach gesteckt (den Koffer habe ich im Tokyo gelassen) und ab zur Touristeninfo. Die Frau dort war super nett und hat mir zwei Sachen vorgeschlagen. Ich wollte aber erst einmal eine Runde durch die Stadt laufen, bin also raus und habe mich 30 Minuten später wieder auf den Rückweg zum Bahnhof gemacht. Es war unerträglich heiß und ich hatte das Gefühl, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Am Bahnhof also ein bisschen abgekühlt, dann den Bus zum Ogura-tei genommen. Wurde glaube ich mal für einen Banker gebaut – Tatami-Räume, die man mieten und kostenlos betreten kann. Dort waren zwei Frauen und drei Kinder, mit denen ich mich dann unterhalten habe, weil die Kinder des von fasziniert waren, einen Ausländer zu sehen. Danach bin ich zurück zum Bahnhof gelaufen. Es war immer noch super heiß, aber um einiges erträglicher als in der Mittagssonne.

Einer der Tatami-Räume im Ogura-tei


Dann habe ich geguckt, wie ich nach Sendai komme, wo mein Hotel war. Inzwischen war 16.30 Uhr. Ich könnte den Shinkansen nehmen, der nur 20 Minuten braucht, oder einen Autobahnbus, der 80 Minuten braucht, wo ich aber weniger als die Hälfte zahle. Also runter zum Bussteig, in den Bus und da erst mal geschlafen. Wenn es so heiß ist, kann man den ganzen Tag schlafen – mehr dazu später.

Der Bus war schnell. Nach knapp einer Stunde in Sendai angekommen, 1.300 Yen bezahlt und zum Hotel gegangen. Kurz eingecheckt und dann Abendessen gesucht. Es wurden mal wieder Ramen. Zufällig welche, die halal sind. War ganz lecker.

12.08. Sendai
Nach dem Frühstück zum Bahnhof. Für Sendai hatte ich einen Plan, was ich sehen wollte. Dort gibt es den „Loople“, einen Sightseeing Hop-on, Hop-off Bus, der einige der Sehenswürdigkeiten abfährt. Da am Donnerstag ein Feiertag war und über das Wochenende Obon – ein buddhistisches Fest – gefeiert wurde, waren viele Leute in Sendai. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass das der Grund ist, warum so viele mit dem Bus gefahren sind. Vielleicht ist der auch immer so voll.
Der erste Stopp, bei dem ich ausgestiegen bin, war das Mausoleum des Gründers von Sendai. War jetzt nicht so besonders, wie ich gedacht habe. Es war im 2. Weltkrieg zerstört und danach wieder aufgebaut worden.
Danach zur Burg Sendai. Die auch im Krieg zerstört, aber nicht wieder aufgebaut worden war. Das habe ich aber erst erfahren, nachdem ich es gegoogelt habe, weil ich die blöde Burg nicht gefunden habe. Dort gibt es auch ein Virtual Reality Museum zu der Geschichte der Burg, doch das Geld dafür habe ich mir gespart.

Auch wenn es keine Burg mehr gibt, war die Aussicht schön

Dann habe ich einen kurzen Halt am Figure Skating Monument gemacht, das zu Ehren der Eiskunstläufer ist, die aus Sendai stammen und schon ein mal Weltmeister – und mehr – geworden ist. Der aktuell wohl bekannteste Eiskunstläufer, Yuzuru Hanyu (Weltmeister: 2014, 2017; Olympiasieger: 2014, 2018) stammt aus Sendai, hat allerdings dieses Jahr seine Karriere im Alter von 27 Jahren beendet. Er ist der erste Mensch, der einen vierfachen Axel (4,5 Rotationen in der Luft) gestanden hat, der in einem Wettkampf als gültig erklärt wurde.
So, genug vom Eiskunstlaufen.
Danach zum Osaki Hachimangu Schrein. Im Bus haben fast alle geschlafen. Ich habe ja gesagt, dass man bei dem Wetter eigentlich nichts anderes machen will. Anschließend zu der 100 Meter großen Buddhastatue etwas außerhalb der Innenstadt.


Dann wieder zurück und Essen gesucht. Es gab… Nudeln (Abura Soba). Im Hotel habe ich dann später noch die Gurke gegessen, die mir eine der Frauen in Fukushima geschenkt hatte.

13.08. Aomori
Um 10.43 Uhr (mit zwei Minuten Verspätung) habe ich den Zug nach Aomori genommen. Eigentlich wollte ich zuerst nach Morioka, was zwischen Sendai und Aomori liegt, allerdings steuerte grade ein Taifun auf den Norden zu und laut Vorhersage sollte er größtenteils an Aomori vorüberziehen. Deswegen bin ich so weit in den Norden geflohen, wie möglich. Dort angekommen, bin ich erst mal in ein Gebäude gegangen, das eine Aussichtsplattform hat. Von da konnte man sogar Hokkaido sehen. Dass die Insel 100km entfernt ist, habe ich nicht erwartet. Bei Google Maps sieht das alles immer viel näher aus.

Aussicht auf das Meer von dem Gebäude. Das im Hintergrund ist nicht Hokkaido. Die Insel sieht man auf den Fotos leider nicht.


Es war überraschend „kühl“ mit angenehmen 28 Grad. Ich wollte gar nicht mehr in den Süden, weil ich wusste, dass es da wieder viel heißer sein würde.
Danach ging es zu einem Schrein und danach zum Shiko Munakata Museum. Das Museum habe ich über Google Maps entdeckt und ja… Shiko Munakata war ein Künstler. Das Museum war ein einziger Raum. Und ich Held, habe auf die Frage, ob ich Studentin bin, natürlich nein geantwortet (stimmt ja auch noch), sodass ich den vollen Preis (550 Yen) zahlen durfte.
Danach habe ich den Bus genommen, um zum Sannai Maruyama zu kommen. Dabei handelt es sich um einen Fundplatz von Siedlungsüberresten aus der frühen bis mittleren Jomon-Zeit (14.000 bis 300 v.Chr.), der Vorgeschichte Japans. Dieses mal habe ich die Studenten-Frage bejaht und 300 Yen gespart.

Komisches Gerüst bei Sannai Maruyama


Zum Abendessen gab es Yakitori (Hähnchenspieße). Die, die ich hatte, waren Chicken Wings mit Sojasauce, war okay.
Ich weiß nicht, was es war, aber Aomori hat es mir angetan. Wegen Obon (einem buddhistischen Fest) hatten zwar so gut wie alle Geschäfte zu, doch das, was ich von der Stadt gesehen habe, war dennoch sehr schön.
Auch wenn es für mich wohl für längere Zeit nichts wäre, weil sehr viel von dem Essen aus dem Meer kommt.

14.08. Morioka
Ich habe extra etwas früher aus dem Hotel ausgecheckt, um eher in Morioka anzukommen. Nur um rauszufinden, dass fast alle Züge (die Öffis, nicht der Shinkansen) ausfallen, wegen des Taifuns. Von dem hat man in Aomori tatsächlich nichts mitbekommen. Abends waren viele dunkle Wolken am Himmel, doch es hat nicht geregnet und war auch nicht übermäßig windig. In Morioka war das Wasser im Fluss total braun und sehr hoch, aber sonst hat man davon auch nicht viel gesehen.
Also den Zug genommen, der um 10.20 Uhr gefahren ist, den Shinkansen um 11.00 Uhr und dann war ich um 12.00 Uhr auch schon in Morioka. Im Touristencenter gefragt, was ich mir anschauen soll.
„Diese Sachen empfehlen wir. Nimm einfach den Bus bis zu der Station.“
Es waren 1,3km. Zu Fuß laut Google 13 Minuten, mit dem Bus 10. Selbstverständlich bin ich gelaufen.
Zuerst zu den Ruinen der Burg von Morioka, danach in das Museum, das daneben ist. Da war ich allerdings sehr schnell durch, weil quasi nichts auf Englisch war. Danach zur ehemaligen Bank, gebaut aus rotem Backstein. Sticht sehr heraus, weil man Backstein eigentlich nie in Japan sieht.

Die Bank

Kurze Pause gemacht und zwei Donuts gegessen (solche Sachen schmecken in Japan nach fast nix, finde ich), von einer alten Omi (76) angesprochen worden und einen Fächer geschenkt bekommen, und dann weiter. Einem Baum passiert, der seit ca. 350 Jahren durch einen Stein hindurch wächst (und vor dem Gericht steht, deswegen gilt er als Symbol, dass nichts unmöglich ist, wenn sogar ein Baum einen großen Stein spalten kann) und anschließend Jajamen – Nudeln, wer hätte auch was anderes erwartet – gegessen.

Der Kirschblütenbaum, der einen Stein spaltet

Eigentlich wollte ich noch auf eine Aussichtsplattform, aber die nächsten waren fast 3km entfernt und mit dem Bus wäre ich nicht viel schneller gewesen als zu Fuß. Im Internet auch nichts zu einem Gebäude mit Aussichtsdeck gefunden. Also zurück zur Touristeninfo im Bahnhof und nachgefragt. Zu meinem Glück steht direkt neben dem Bahnhof das Malios, ein Hochhaus, dessen 20. (für uns Deutsche wäre es die 19. weil es kein Erdgeschoss gibt) Etage kostenlos begehbar ist. Also da hoch, die Stadt und die Berge von oben angeschaut und wieder runter. Den Berg/Vulkan Iwate konnte man nur halb sehen, die Spitze war hinter den Wolken versteckt.

Morioka von oben


Zum Abschluss habe ich um 17:41 Uhr den Shinkansen zurück nach Tokyo genommen, in dem ich noch sitze. Damit ich morgen keine vier Stunden bis nach Osaka brauche, habe ich beschlossen, heute nach Tokyo zu fahren. Und so kann ich noch meinen Koffer abholen, wenn ich Glück habe und das Büro dann noch auf hat. Die Schließfächer im Bahnhof kann man nämlich nur drei Tage belegen, dann werden die geleert und die Sachen wo anders im Bahnhof gelagert. Bin mal gespannt, wie viel mich das kostet.

So schnell gehen vier Tage auch schon wieder rum. Und was nehme ich daraus mit? Der Norden ist wirklich schön. Die wenigsten Touristen machen einen Abstecher dahin, sondern nehmen die typische Route in den Süden. Überall sind Berge (die gibt es im Süden auch), aber da gibt es nicht so viele hohe Hochhäuser. Und es ist ruhiger (kann natürlich an Obon liegen). Im Sommer ist es nicht ganz so heiß wie im Süden und im Winter liegt dort Schnee. Jede Stadt hat ihren eigenen kleinen Charme. Und wenn man im Sommer kommt, sieht man auch noch die Figuren etc. der Feste, die häufig im Sommer stattfinden. Leider waren die alle Anfang August, sodass ich davon keins miterleben konnte.

Hier noch einmal meine Route

Wer mehr als einmal nach Japan kommt, sollte also auf jeden Fall einen Abstecher in diese Region machen.

Jetzt sind es noch fünf Tage, die ich hier habe. Am sechsten fliege ich schon wieder nach Hause.
Geplant sind noch Osaka, Nara und Hiroshima.

またね
Ina

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Ein Gedanke zu „Tohoku

  1. Moritz Arendt

    Hallo Ina,

    danke für Ihren neuen Blogeintrag. Ihr Bericht liest sich wie ein spannender Reisführer und macht Lust drauf direkt selber in den Flieger nach Japan zu steigen. Vielen Dank auch für die Tipps für entlegenere Ecken und Regionen 🙂
    Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei den anstehenden Zielen.

    Viele Grüße
    Moritz Arendt

    Antworten

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